Ich werde mich wohl nie gänzlich an mein eigenes Gesicht gewöhnen – selbst nach mehr als 35 gemeinsamen Jahren erscheint es mir immer wieder mal völlig fremd, wenn ich es im Spiegel betrachte.
Schon eigenartig, wie schnell und unvermittelt gewisse leblose Objekte wie jene Kirche gegenüber einen geradezu bedrohlichen Charakter annehmen können, abhängig von Licht, Wetter, Stimmung, Schlafmangel, Panikattacke.
„Er hat sich redlich bemüht.“
– mögliche Grabinschrift, Teil 5
Prokrastination + Perfektionismus + Hypochondrie = unablässiges Umschreiben eines nicht vorhandenen Testaments
Philosophisches Problem: Sind die beunruhigenden Träume Folge meiner Angszustände oder verhält es sich doch eher umgekehrt?
Untrügliches Zeichen dafür, dass man sich körperlich längst auf dem absteigenden Ast befindet: wenn man sich nach knapp zwei Stunden Sport ebenso verkatert fühlt wie nach einem ausgewachsenen Trinkgelage.

Für ein kostenloses Smartphone-Spiel ist das eine ziemlich heftige Anschuldigung.
Wenn ich dereinst, hoffentlich weder zu früh noch zu spät, sondern genau zum richtigen Zeitpunkt, in die Finsternis eintreten und wider Erwarten doch gerichtet werden muss, verlange ich nur eines: dass diese Aufgabe von einem Vertreter des Pantheons übernommen wird, bei dem ich zumindest eine Chance habe.
Gestern Nacht im Traum verliebt und heute Morgen mit Liebeskummer aufgewacht. Interessant, dass man für derartiges, tief empfundenes Unglück offenbar nicht mal einen realen Menschen benötigt.
Ich glaube, der Kater hat seine mit Sicherheit traumatische Erfahrung vergangene Woche in der Tierarztpraxis schon fast wieder vergessen. Jetzt müsste nur noch seine Schwester damit aufhören, ihn fauchend und knurrend immer wieder daran zu erinnern.
Was ich selbst als nichtiges Mitglied der schreibenden Zunft immer wieder feststellen kann/muss: Nichts schwankt, je nach Umständen, so sehr zwischen befreiend und einschüchternd wie ein leeres Blatt Papier.
Eigentlich schon erstaunlich, wie ein Gedanke, der sich in deinem eigenen Kopf gebildet hat, dich hinterrücks überfallen und niederschlagen kann.
Eine Lücke ist nicht einfach nichts, sondern in gewissem Sinne noch weniger als nichts. Sie zeigt an, dass es mal etwas gegeben hat, das nun jedoch nicht mehr da ist, wo es einmal war, fehlt, womöglich vermisst wird und wahrscheinlich sogar ersetzt werden muss. Das sagt zumindest mein Zahnarzt, wenngleich auch mit weniger Worten und mehr Zahlen.
Nach mehreren vergeblichen Versuchen, etwas von dem für ihn auf dem Küchenboden ausgelegten Trockenfutter zu fressen, ergab sich der Kater schließlich vollends den Nachwirkungen der wenige Stunden zuvor im Rahmen einer nötigen Zahnbehandlung verabreichten Narkose, legte sich hin und schlief buchstäblich über seinem Mahl ein, wie ein adoleszenter Kiffer, der für ein Wochenende das ganze Elternhaus für sich hat.
Nein, im Grunde verhält es sich genau umgekehrt: Unsere Existenz ist nichts weiter als ein einziger langer Schlaf, unterbrochen von kurzen Phasen des Wachseins.
Traum: Ich gehe runter in den Gemeinschaftskeller, um in unserem Abteil etwas abzustellen, das ich nicht mehr in der Wohnung benötige, aber noch zu sehr mit mir verbunden ist, um es wegzuwerfen. Auf dem Rückweg erwische ich die falsche Tür und lande weißgottwo.
Meine tapfere Katze muss wieder mal einige Tage lang eine Halskrause tragen, und wie immer, wenn sie dieses ungeliebte Plastikungetüm umgehängt bekommt, ist sie überaus anhänglich. In solchen Phasen kann ich wohl am ehesten nachvollziehen, wie sich jemand fühlen muss, der glaubt, auf Schritt und Tritt verfolgt zu werden.
„Nein, nein, der Handkantenschlag an den Hals ist kein Mythos. Richtig ausgeführt, kann er tatsächlich einen Angreifer außer Gefecht setzen und sogar töten. Aber egal, wer Sie bedroht, ich würde Ihnen nicht dazu raten, es damit zu versuchen. Nehmen Sie lieber Ihre Beine in die Hand und laufen Sie, was das Zeug hält. Haben Sie das Gefühl, Sie leiden unter Blähungen?“
– was man nicht unbedingt von seinem Arzt hören möchte, Teil 3
Nach einigen Minuten angestrengten Nachdenkens wurde mir heute Früh, im Schwebezustand zwischen Schlaf und Wachen, endlich klar, wer ich bin – bis ich vollends erwachte, es wieder vergaß und mir, wie jeden Tag, unerbittlich die für mich bestimmte Identität übergestreift wurde, mit der ich gezwungen bin, dieses Leben zu bestreiten.
Manchmal bevölkern Dutzende Tauben die gegenüberliegende Fassade, manchmal aber ist keine einzige dort zu sehen. Ich frage mich, ob sie noch andere Karawansereien haben, die sie regelmäßig aufsuchen, in einer genau festgelegten Abfolge, die sich mir niemals erschließen wird.
Ich wünschte nur, ich wäre in Streitgesprächen ebenso schlagfertig, wortgewandt und unerschütterlich wie jene Stimme, die in meinem Kopf imaginierte Debatten bis zu ihrem logischen Ende ausficht – und dabei den Standpunkt meines eingebildeten Gegners vertritt.
Das Schlimmste an der Schlaflosigkeit ist nicht die Tatsache dass man mit der Zeit körperlich und geistig völlig aus dem Tritt gerät sondern dass es keine Pausen vom Leben mehr gibt keinerlei Zäsuren um diesen gewaltigen Brocken in zumindest halbwegs verdaubare Bissen zu zerteilen und man sich ob des endlosen Stroms an Reizen und Informationen schließlich so fühlt als befände man sich in einem Sprintrennen ohne Ziellinie auf einem Tauchgang ohne Sauerstoff in einem viel zu langen Satz ohne Interpunktion
In vielen Träumen gibt es eine Art Souffleur, der dir, wenn nötig, eingibt, was zur Hölle hier gerade gespielt wird.
Die Lücke, die das kürzlich verliehene Buch hinterlassen hat, mag klein sein, doch der Eindruck, das Regal grinse mich seit der unvermittelten Extraktion geradezu hämisch an, bleibt.
Nichts vermag meine gelegentlichen klaustrophobischen Anfälle mehr zu lindern als dieser tiefhängende dichte Nebel, der mich zumindest eine Zeitlang von den steinernen Ungetümen befreit, die diese Stadt umzingeln.