Nothing to write home about


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Ab und an tue ich mir schwer damit, so zu tun, als wüsste ich, was ich tue.

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Wovon ich absolut überzeugt bin: Eine heiße Dusche, zum richtigen Zeitpunkt genommen und gegebenenfalls ein, zwei Minuten länger als üblich, kann Leben retten – zumindest eins, zumindest meins.

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Schon interessant, dass ich ausgerechnet am Faschingsdienstag wegen meiner Verkleidung als kompetenter Mitarbeiter, der genau weiß, was er tut, im Büro aufzufallen scheine.

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„Ihre Nasenscheidewand ist aber schön … schief.“

– was man nicht unbedingt von seinem Arzt hören möchte, Teil 9

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Ich träumte, ich sei in einem Theater

und hätte meine Rolle vergessen

die Leute erwarteten irgendwas von mir

Gesten oder Worte

aber ich hatte meine Rolle vergessen

und kapierte einfach nicht

was daran so wichtig sein sollte

wo doch das Stück längst angefangen hatte

bevor ich kam.

– Cristina Peri Rossi, Theater

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In unserem Schlafzimmer hat sich eine Spinne von einer derartigen Größe eingenistet, die es ratsamer erscheinen lässt, dem Monstrum irgendeine Art Opfer dazubringen anstatt zu versuchen, es mittels eines Behelfsgegenstands einzufangen und nach draußen zu befördern.

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„Hat Ihr Auswurf eine bestimmte Farbe?“
„Keine Ahnung, ich habe, ehrlich gesagt, nicht …“ (hält sich rasch ein Taschentuch vor den Mund und beginnt zu husten)
„Wollen wir gleich gemeinsam nachsehen?“

– neulich bei der Ärztin

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Meine Beruhigungsmittel (fast vollständige Liste): das Rascheln der Blätter, das Rauschen des Meeres, das Prasseln des Regens, das Murmeln des Flusses, das Schnurren der Katze, das Brummen des Katers, der Wirkstoff des Medikaments.

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Drei Horrorgeschichten:

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Habe mir heute bei dem Versuch, ihm seine Kappe aufzusetzen, mit dem Füller in das unterste Glied meines linken Mittelfingers gestochen, wo sich nun ein kleiner, aber deutlich sichtbarer blauer Punkt findet, der sich auch unter Zuhilfenahme diverser Reinigungsmittel nicht entfernen lässt – mich also unabsichtlich selbst tätowiert. Und wie so oft bei derartigen Körperbemalungen erinnert das Motiv dessen Träger an ein ganz bestimmtes Ereignis, an einen ganz bestimmten Schmerz.

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„Ich habe, dank dem Leiden und dem Wahnsinn, schöner und reicher gelebt als ihr (…).“

– Danilo Kiš, Sanduhr

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„Better late than ugly“, „Better ugly than stupid“, „Better stupid than arrogant“, „Better arrogant than preaching“ … der über Fußmatten geführte Krieg in unserem Wohnhaus nimmt langsam, aber sicher bedenkliche Ausmaße an.

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„Was hast du noch vor heute Abend?“
„Nicht viel, ich werde versuchen, mit dem Schwitzen aufzuhören.“

– Sommergespräch

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Wenige, die deinen Geburtstag kennen, aber genug, die deinen Todestag betrauern – genau die richtige Menge und Mischung an Bekanntschaften.

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Flackerndes Licht, herabstürzende Gegenstände, giftige Dämpfe, ein nicht enden wollender Feueralarm und jede Menge schreiender Kinder – in meiner Buchhandlung, die derzeit umgebaut wird, geht es zu wie in einem Katastrophenfilm.

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„Ja, die Befunde sind hier. Aber wollen Sie nicht persönlich vorbeikommen? Es gibt einiges zu besprechen.“

– was man nicht unbedingt von seinem Arzt hören möchte, Teil 8

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Würde mein bevorzugter Gewürztee nur die Hälfte jener Versprechungen einlösen, mit denen er auf seiner Verpackung um sich wirft, bräuchte ich mein restliches Leben lang weder Therapie noch Medizin.

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„Mir kommt der Tod, wenn ich einen Toten sehe, wie eine Abreise vor. Der Leichnam wirkt auf mich wie ein abgelegtes Kleidungsstück. Jemand ist gegangen, ohne das einzige Kleid, das je wirklich sein war, mitnehmen zu müssen.“

– Fernando Pessoa, Das Buch der Unruhe

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Sie war wie der Morgen jenes Tages: strahlend schön und eiskalt.

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Clubbesuch. Am Ende des gemeinsam, in erster Linie mit Tanzen verbrachten Abends raunt sie ihm mit verschwörerischer Miene zu, sie habe etwas für ihn, schmiegt sich eng an seine Seite und hustet ihm verführerisch ins Ohr: „Die Schwindsucht.“

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Wichtige Erkenntnisse der abendlichen Runde auf dem Longboard: Ich fühle mich wie ein blutiger Anfänger. Ich fahre wie ein leicht Fortgeschrittener. Ich sehe nicht mehr so gut wie früher. Ich fliege wie ein junger Gott. Und ich falle wie ein erfahrener Judoka.

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Einer der (vielen) Vorteile, wenn man mit einer Katze zusammenlebt: man wird empfänglicher für die kleinen Dinge des Lebens – Flusen, Silberfischchen, Lebensmittelmotten sowie allerlei Nachtfalter – und gleichzeitig bestens vor diesen beschützt.

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Mir graut vor dem unausweichlichen Moment, an dem der Typ im Spiegel, wie sehr er sich und sein Gedächtnis auch zermartern mag, nicht mehr dazu in der Lage ist, mich zu erkennen.

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„Sie waren schon lange nicht mehr hier, das bereitet mir Sorgen. Sicher, dass es Ihnen gutgeht?“

– was man nicht unbedingt von seinem Arzt hören möchte, Teil 7

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Nichts wiegt schwerer als diese rasant anschwellende Stille nach einer unbeantworteten Frage, dröhnend wie ein Presslufthammer, wuchernd wie ein Krebsgeschwür, zerstörerisch wie ein Schwarzes Loch.